Wir trafen unsere Mutmacherin Bidi zum Interview über ihr Leben mit MS. Außerdem verriet sie uns, wie man sich an ein Hilfsmittel gewöhnt und zeigte uns auf humorvolle Weise, wie hilfreich ein Hilfsmittel im Alltag sein kann.
Hallo Bidi, schön dass du dir Zeit genommen hast für uns. Magst du dich einmal kurz vorstellen?
Ich bin Birgit genannt Bidi. Den Namen habe ich schon seitdem ich klein bin. Ich bin verheiratet und habe fünf liebe Kinder. Ich habe MS. 1992 ging es bei mir mit schlechtem Sehen los. Ich saß vor dem Computer und habe irgendwie so verschwommen gesehen. Daraufhin bin ich zum Augenarzt gegangen, aber es wurde nichts am Auge erkannt. Mein Augenarzt hat mich zum Neurologen weitergeschickt. Beim Neurologen ging es dann schnell. Mein Arzt ist innerhalb von vier Wochen mit einem Kernspin darauf gekommen, dass es MS sein kann. Ja, da war ich natürlich echt am Boden zerstört. Weil ich dachte, gut Sehstörungen, der gibt mir irgendein Pillchen und dann geht das wieder. Das es dann doch so etwas ist, fand ich jetzt nicht so witzig. Noch dazu wo es damals noch nicht so erforscht war. Aber mein Arzt hat mir damals ziemlich Mut gemacht.
Mein erster Gedanke war, kann ich noch Kinder kriegen? Vier Kinder waren immer mein Lebensziel. Und dann hat mein Arzt gesagt, dass nichts dagegen spricht Kinder zu bekommen. Ich habe auch nachgefragt, ob ich MS weitergeben kann oder nicht. Und somit war ich beruhigt und schwuppdiwupp war ich schwanger. Aus den vier Kindern wurden dann fünf Kinder, aber ja, es passt einfach. Es macht Spaß, es ist auch anstrengend und man braucht gute Unterstützung, und die habe ich auch.
Es gab jetzt gute Jahre, aber auch Jahre wo wieder ein Schub war. Wenn ich jetzt so zurück schaue, seit 7 / 8 Jahren tue ich mir mit dem Gehen schwer. Die Strecken sind immer kürzer geworden, es wird anstrengend. Und so ist es jetzt, aber noch laufe ich auf zwei Beinen.
Wie alt warst du, als MS diagnostiziert wurde?
Ich war 24 Jahre alt.
Wie ging es dir während den Schwangerschaften?
Während den Schwangerschaften war es besser. In der ersten Schwangerschaft hatte ich einen Schub. Das lag aber nicht an der Schwangerschaft, weil in den Schwangerschaften ging es mir immer gut. Und ich hatte davor auch hormonell verhütet und da ging es mir auch gut. Als ich das abgesetzt habe, kam der Schub daher. Ich bin mir sicher, bei mir gibt es einen Zusammenhang mit den Hormonen.
In der ersten Schwangerschaft war ich anfällig für Erkältungen. Die ersten Jahre habe ich mich vor jeder Erkältung in Acht nehmen müssen, weil nach Erkältungen oft ein Schub folgte. Das war in der ersten Schwangerschaft, aber ansonsten waren die Schwangerschaften echt immer tiptop.
Jetzt hast du dich für einen Rollator-Rollstuhl entschieden. Wie war der Weg dahin? Wie hast du festgestellt, dass du einen brauchst?
Es ist mir am Anfang echt nicht leichtgefallen. Genauso wie damals auch das erste Mal mit dem Stock außer Haus gehen. Ich hatte mit dem Gleichgewicht Probleme und dann sagt der Arzt zu mir, ich soll einen Gehstock nehmen, um das abzufedern. Das erste Mal bin ich mit einer hochroten Birne in den Supermarkt reingegangen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass mich die Leute mit dem Stock ganz anders anschauen, weil ich unrund gehe. Früher haben die mich immer so angeschaut, als ob ich einen sitzen hätte, weil ich so komisch gehe. Mit dem Stock habe ich ein Zeichen gesetzt: Nein, ich kann nicht anders. Seitdem gehen mit die Leute aus dem Weg und machen Platz. Also ich finde es eigentlich sehr angenehm. Genauso war das jetzt mit dem Rollstuhl.
Ich kann nicht mehr Spazieren gehen. Meine Familie rennt mir davon und ich hechel hinterher, ich komme auch gar nicht mehr hinterher. Ich bin dann absolut k.o. Mein Mann hat mich schon immer bestärkt, nimm doch einen Rollstuhl und ich habe mich genauso wie gegen den Stock eigentlich gewehrt. Und dann habe ich mir gedacht, okay ich setze mich da mal rein. Und es war super! Mein Mann fährt mich und ich bin einfach nicht k.o.
Ich sehe viel und kann herumschauen. Ich muss nicht mehr auf den Boden achten, dass ich nicht stolpere. Sondern ich kann da drin sitzen und das einfach genießen. Und mittlerweile setze ich mich echt gerne rein, weil ich weiß ich werde geschoben und bin nicht k.o.
Du hast jetzt den Rollator-Rollstuhl Rollz Motion Performance mit Luftbereifung. Wie nutzt ihr den hauptsächlich?
Als Rollstuhl. Wie gesagt, ich gehe nicht mehr weit alleine. Wenn, mache ich hier vorm Haus meine Runden mit meinen Walking-Stöcken. Wenn ich etwas Gymnastik machen will. Aber der Rollstuhl ist eigentlich immer im Auto dabei, wenn wir wohin fahren, dass mein Mann mich schieben kann. Dass ich mich einfach nicht überanstrenge und trotzdem Mobil bin. Und das ist toll. Das ist wirklich perfekt.
Und du hast erzählt, dass du deinen vorherigen Rollator-Rollstuhl Rollz Motion mit im Urlaub hattet...
Ja. Unser Sohn arbeitet in Irland und dann sind wir im Januar rüber geflogen. Da habe ich auch bei der Airline den Rollstuhl-Service in Anspruch genommen. Was super klasse ist. Ich wurde als erstes zum Gate gefahren und wieder abgeholt. Wir hatten meinen eigenen Rollstuhl dabei, weil wir in Irland ja auch einen brauchen. Ich wurde bis ans Gate gefahren, Rollstuhl wurde gefaltet und die Airline hat diesen dann verstaut.
Habt ihr den Rollz Motion auch zum Spazieren gehen genutzt?
Zum spazieren gehen, in die Pubs rein, also ich war mobil. Ich hatte genügend Fahrer dabei, die mich geschoben haben.
Wie ist das Gefühl für diejenigen, die dich schieben? Ist es angenehm?
Damals in Irland hatte ich ja noch den Rollz Motion, jetzt habe ich den Rollz Motion Performance mit Luftreifen. Die Luftreifen sind eine super Erleichterung. A für mich zum Sitzen, weils einfach weicher ist. Und B für die, die schieben, geht’s leichter.
Wie war das damals als du das erste mal den Rollstuhl benutzt hast. War das eine Überwindung für dich?
Das allererste Mal hatte ich einen Rollstuhl in Amerika ausgeliehen. Und somit war es jetzt, als ich den Rollz Motion benutzt habe, nicht mehr die Überwindung, weil ich einfach gemerkt habe es tut mir gut. Die allergrößte Überwindung war damals der Stock. Und ich denke mir, wenn man sich das erste Mal schon überwunden hat, dann ist alles andere ein Hilfsmittel was einfach nur hilft.
Hast du vielleicht abschließend ein paar Worte für jemanden, der sich ein Hilfsmittel zulegen sollte oder möchte?
Ich kann jedem nur nahe legen, das einfach mal auszuprobieren. Man muss es sich ja nicht gleich zulegen, vielleicht passt es auch garnicht. Aber mir hilft der Stock und mir hilft auf alle Fälle der Rollstuhl. Weil man nimmt wieder soviel Teil am Leben und das ist einfach schön. Ich weiß, es kostet am Anfang Überwindung, aber wenn man es benutzt hat, ist es soviel leichter. Und deswegen sollte es jeder einfach ausprobieren.